Es gibt eine Arbeit jenseits des Wissens, erkenne dies.
Arbeite nicht daran, Juwelen zu bekommen, sei mein.
Das Herz ist eine vorübergehende Bleibe, lass es und komm.
Die Seele ist der letzte Wohnsitz, erkenne dies.
Sheikh Hamid al Din Nagawri (13. Jhd. Chr. ZR)
Um sich dieser Arbeit aus ganzem Herzen widmen zu können, wird im tasawwuf/Sufismus die Praxis des tazkiyah an nafs gelehrt. Im Allgemeinen wird dieser Begriff mit ‚Reinigung der Seele‘ übersetzt. Aber wie W. Chittick beschreibt, kann dieser Begriff auch in anderem Zusammenhang verwendet werden. ,Die Mutualität dieser beiden Bedeutungen kann in unterschiedlichen Ansätzen der Verwendungen des Wortes tazkiya angenommen werden. Aus den Wörterbüchern entnimmt man, dass es sowohl für das Aussäen von Pflanzensamen als auch für das Aufziehen von Nutztieren benutzt werden kann, beides hat weder mit Reinigen noch mit Verfeinern zu tun, sondern mit etwas, was diese beiden Bedeutungen verbindet. Wenn Samen in die Erde eingebracht werden, reinigt sie dies von fremden Anhaftungen und gibt sie der Gnade Gottes preis – Erde, Wasser und Sonnenlicht. Dies bringt den Samen den Anstoß zum Vermehren und Wachsen. Jene, die den Samen einpflanzen, ‚reinigen‘ ihn weder, noch ‚verfeinern‘ sie ihn. Vielmehr bringen sie ihn in eine Situation, in der er gedeiht, wächst und sein eigenes Potential hervorbringt. Deswegen bedeutet tazkiyat an-nafs nicht nur ‚Reinigen der Seele‘ sondern auch, der Seele das Wachsen und Gedeihen durch das Öffnen für die Gaben Gottes zu erlauben. Eine treffendere Übersetzung ist wahrscheinlich ‚das Kultivieren der Seele‘. (aus – Sufism: A Beginner‘s Guide.)
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